Das Geschäft mit gebrauchten Textilien boomt. Allzu oft erscheint es, als wäre dies ein gänzlich neuer Trend. Dabei wird häufig vergessen, dass das Wiederverwenden von Textilien im karitativen Sektor schon seit Jahrzehnten als eine wichtige Säule zur Direkthilfe sowie zur Finanzierung dient. Neue und oft junge Marktakteure und Geschäftsmodelle gefährden (oft unbewusst) zunehmend Organisationen, die auf Textilspenden für Hilfsbedürftige angewiesen sind.
Wie wichtig die niedrigschwellige, direkte Versorgung von Flüchtlingen mit Kleidung ist, haben wir zuletzt im Frühjahr erlebt, als tausende Ukrainier:innen ohne eigenes Gepäck nach Deutschland kamen. Dasselbe gilt aber auch für Personen ohne Obdach oder Frauen und Kinder in Not.
Nach einer Phase mit diversen markterkundenen Start-Ups befindet sich der Altkleidermarkt, durch den Einstieg der großen Einzelhändler in den sogenannten (e)Recommerce, mitten in seiner grundlegendsten Umstrukturierung.
Was positiv betrachtet nach neuen Chancen für alle und einer verantwortungsvoll agierenden Textilbranche aussieht, darf aber, aus unserer Sicht, nicht mit einer Kannibalisierung der systemrelevanten karitativen Textilsammlung einhergehen.
Wir sehen Potenziale in der Koexistenz. Worin diese liegen, welche ordnungspolitischen Rahmenbedingungen es dafür bräuchte, darüber wollen wir beim 202030 – THE BERLIN FASHION SUMMIT sprechen. Ich freue mich drauf!